Teilprojekt 2.3 - Szenarien zum ökonomischen Wandel
Wenn es um mögliche Auswirkungen des Klimawandels und Möglichkeiten zur Umsetzung von Anpassungsoptionen geht, spielen auch gesellschaftliche Größen und Prozesse eine wichtige Rolle. So sind Szenarien zum ökonomischen Wandel wichtig, um auch die Auswirkungen der erwarteten Klimaänderungen darstellen zu können. Neben den unmittelbaren klimabedingten Auswirkungen (technologische Effekte) werden hier auch indirekte Effekte wie z. B. die Verknappung einzelner Ressourcen, die über Preisreaktionen in globalen Märkten ablaufen, berücksichtigt (Markteffekte). Ausgehend von den meteorologischen Szenarien werden volks- und betriebswirtschaftliche Szenarien abgeleitet, um die Verwundbarkeit bestimmter Branchen bzw. Unternehmenszweige zu bestimmen. Auf Basis dieser Szenarien werden für die regionalen Unternehmen strategische und operative Schlussfolgerungen formuliert, welche diese künftig nutzen können. Aber auch die wahrscheinliche Entwicklung kommunaler Finanzen ist eine wichtige Rahmengröße, wenn es darum geht die Handlungsfähigkeit von Land und Kommunen in der Zukunft abzuschätzen. Hier zeichnet sich aufgrund des demografischen Wandels und der planmäßig zurückgehenden Transferzahlungen auf Bundesebene ein deutlicher Rückgang der zur Verfügung stehenden öffentlichen Mittel ab.
Beschreibung volkswirtschaftlicher Szenarien Die ökonomisch evaluierten Szenarien werden in diesem Schritt mit weiteren langfristigen ökonomischen Trends, die in engem Zusammenhang mit dem Klimawandel stehen, kombiniert, um ein aussagekräftiges makroökonomisches Szenario zu erhalten. Hierzu gehört beispielsweise die langfristige Entwicklung der Energiereserven und ihrer Ausbeutung, um Verschiebungen in den Preisen der Energieträger zu erhalten. Dieses makroökonomische Szenario kann verwandt werden, um die Vulnerabilität der regionalen Wirtschaft zu ermitteln. Hierzu wird zunächst aus den Input-Output-Rechnungen die Relevanz der kritischen Faktoren (Energie, Wasser, …) ermittelt.
Entwickeln einer Methodik zur Ableitung betriebswirtschaftlicher Szenarien Bisher existiert auf betriebswirtschaftlicher Ebene keine einheitliche Methodik der Szenarioanalyse. Daher wurde zu Beginn des Forschungsprozesses zunächst basierend auf einer systematischen Literaturrecherche eine entsprechende Methodik hergeleitet, die im folgenden Forschungsprozess eingesetzt wurde.
Ableiten Betriebswirtschaftlicher Szenarien Die im Rahmen des Arbeitspaketes 2 entwickelte betriebswirtschaftliche Szenarioanalyse wird im Rahmen verschiedener Fallstudien angewendet, um einerseits die Methode auf ihre Eignung und Anwendbarkeit zu testen und andererseits Best-Practice-Beispiele anderen Unternehmen zu zeigen.
Volkswirtschaftliche Szenarioanalyse Die Modellierung erfolgt unter zwei Szenarien, welche die „Status quo“-Variante der Bevölkerungsentwicklung verwenden, sowie unterschiedliche Annahmen bezüglich der Entwicklung des technologischen Fortschritts treffen. In dem Basisszenario wird aufgrund der überwiegend kleinen Betriebe in der REGKLAM Region eine unterdurchschnittliche Forschungs- und Entwicklungstätigkeit unterstellt. Das optimistische Szenario geht von einem technischen Fortschritt aus, der der Entwicklung der westdeutschen Regionen entspricht.
Betriebswirtschaftliche Szenarioanalyse Die Methode der Szenarioanalyse sollten Unternehmen der Modellregion Dresden anwenden, um ihre eigene Betroffenheit gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels festzustellen. Unter der Methode der Szenarioanalyse ist die Entwicklung von sich deutlich unterscheidenden, aber in sich konsistenten Szenarien (Zukunftsbilder) zu verstehen, auf deren Basis Maßnahmen bzw. Strategien für das Unternehmen abgeleitet werden. Zielführend bei der Methode ist die Unterstützung von Unternehmen bei der Analyse potenzieller Unsicherheiten, die sich durch veränderte Umweltbedingungen ergeben, um basierend darauf strategische Entscheidungen abzuleiten. Eine detaillierte Beschreibung der entwickelten Methode finden Sie unter „Ergebnisse“.
Volkswirtschaftliche Szenarien für die Modellregion Dresden
Im Arbeitspaket „Volkswirtschaftliche Szenarien für die Modellregion Dresden“ wurden wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen für die REGKLAM Region im Jahr 2025 aufgezeigt. Die REGKLAM Region wird sich – neben dem Klimawandel – zahlreichen weiteren Herausforderungen, wie beispielsweise einer abnehmenden und alternden Bevölkerung und einem wachsenden Anpassungsdruck bei den öffentlichen Finanzen, stellen müssen. Um eine Flexibilität der entwickelten Anpassungsstrategien zu gewährleisten, müssen demnach neben den klimatischen auch die ökonomischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen bei der Erarbeitung der Anpassungsstrategie mit berücksichtigt werden. Ferner muss bedacht werden, dass klimatische und wirtschaftliche Entwicklungen interagieren. So kann der Klimawandel beispielsweise die wirtschaftliche Entwicklung einer Region oder eines Landes maßgeblich beeinflussen. Umgekehrt hat eine wirtschaftlich starke Region auch viel mehr Ressourcen, dem Klimawandel zu begegnen, als eine wirtschaftlich schwächere Region. Viele dieser Interdependenzen werden detailliert in anderen REGKLAM Teilprojekten behandelt.
Als Beispiel soll hier die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung dienen.
In Untersuchungen des IFO INSTITUTS wurden Projektionen der aus heutiger Sicht plausiblen Entwicklung der gesamtwirtschaftlichen Produktion bis zum Jahr 2025 erstellt. Im Basisszenario steigt das BIP bis zum Jahr 2025 auf knapp 31,3 Mrd. Euro an, was einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate des realen BIP ab 2010 von 0,3 % entspricht (vgl. Abb. 2). Das Wachstum der gesamtwirtschaftlichen Produktion wird sich im Zeitverlauf jedoch verlangsamen und zwischen den Jahren 2020 und 2025 sogar zurückgehen. Im optimistischen Szenario wird im Jahr 2025 mit einem realen BIP von etwa 32,5 Mrd. Euro gerechnet.
Die Methode der Szenarioanalyse sollten Unternehmen der Modellregion Dresden anwenden, um ihre eigene Betroffenheit gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels festzustellen. Unter der Methode der Szenarioanalyse ist die Entwicklung von sich deutlich unterscheidenden, aber in sich konsistenten Szenarien (Zukunftsbilder) zu verstehen, auf deren Basis Maßnahmen bzw. Strategien für das Unternehmen abgeleitet werden. Zielführend bei der Methode ist die Unterstützung von Unternehmen bei der Analyse potenzieller Unsicherheiten, die sich durch veränderte Umweltbedingungen ergeben, um basierend darauf strategische Entscheidungen abzuleiten.
Die Szenarioanalyse umfasst sechs Schritte:
1. Zielfestlegung: Festlegung des Ziels der Szenarioanalyse, der Systemgrenzen, der Teilnehmer, der Zielgruppe, der Steuerungsgrößen des Unternehmens (Umsatz, Gewinn, EVA, EBIT) und des Zeithorizonts.
2. Umfeldanalyse: Erfassung und Priorisierung der politischen/rechtlichen, ökonomischen, gesellschaftlichen, technologischen und ökologischen Einflussfaktoren (Einflussgrößen von hoher Relevanz = Schlüsselfaktoren oder Key Driver).
3. Szenarioerstellung: Fortschreibung der identifizierten Schlüsselfaktoren in die Zukunft und anschließende Kombination dieser zu Szenarien. Auswahl von ca. 3 bis 4 Szenarien anhand von Kriterien (z. B. Konsistenz, Unterschiedlichkeit, Wahrscheinlichkeit) oder Wahl der Extremszenarien (Best-Case, Worst-Case) und dem Business-as-usual-Szenario.
4. Visionsentwicklung: Ableitung der Konsequenzen der Szenarien für das Unternehmen (Welche Risiken ergeben sich für die einzelnen Wertschöpfungsstufen (Beschaffung, Produktion, Absatz, Entsorgung)? Welche finanziellen Konsequenzen ergeben sich aus diesen einzelnen Wertschöpfungsstufen bzw. wie wirkt sich das auf die Steuerungsgrößen des Unternehmens aus?
5. Handlungsoptionen: Ableitung von Handlungsoptionen basierend auf den Visionen.
6. Umsetzung: Realisierung der Maßnahme(n)
Es ist zu empfehlen, mehrere Mitarbeiter in den Szenarioprozess einzubeziehen. Die zeitliche Inanspruchnahme für die Schritte 1 bis 5 ist je nach Vorerfahrungen der Mitarbeiter und der Größe des Unternehmens variabel.
Die Methode der Szenarioanalyse wurde bei mehreren Unternehmen der Modellregion Dresden erprobt. Als Beispiel für ein solches Ergebnis dient Abb. 4 und Tabelle 1
Politikempfehlungen für die Landeshauptstadt Dresden
Einbezug der relevanten Adressaten
Eine hohe praktische Verwertbarkeit der Ergebnisse von TP 2.3 und die konzeptionelle Erarbeitung der Politikempfehlungen für die Landeshauptstadt setzt die Mitwirkung relevanter Adressaten und Entscheidungsträger der Landeshauptstadt Dresden voraus.
Umsetzung der Umweltpolitik auf Länder- und Kommunenebene
Eine Erfassung des Ist-Standes der Ausgestaltung umweltpolitischer Instrumente mit dem Fokus auf der Integration der Klimawandelanpassung auf Landes- und Stadtebene bildet die Basis für die Konzeption der Politikempfehlungen für die Landeshauptstadt Dresden. Die Landesregierung vermeidet bewusst den Einsatz ordnungsrechtlicher Instrumente bzw. große staatliche Einflussnahme auf die Unternehmen. Vielmehr zielt sie auf Anreize, Appelle, Förderungen, die Bereitstellung von Informationen und die Umsetzung von Kooperationslösungen ab. Für letzteres Instrument lässt sich das Ökoprofit-Projekt, das von der Landeshauptstadt Dresden als Lizenznehmer gefördert wird, hervorheben. Hier zeigen sich sehr gut der Charakter und das Miteinander von Kooperation: Bereitstellung von Informationen, Umsetzung von umweltpolitischen Vorgaben und der Vernetzung der gewerblichen Wirtschaft in der Region. Nicht zuletzt aufgrund dieser Eigenschaften nimmt das Ökoprofit-Projekt den zentralen Punkt des Produktes 2.3c „Politikempfehlungen für die Landeshauptstadt Dresden“ ein.
Die Konzeption der Politikempfehlungen zeichnet sich durch folgende wesentliche Aspekte aus, die im Folgenden näher erläutert werden.
1. Die Entwicklung eines integrativen und durch Intermediäre begleiteten Szenarioprozess
2. Nutzung der Akteure des Ökoprofit Projektes Dresden als Intermediäre
3. Die Integration des entwickelten Szenarioprozesses in das Ökoprofit-Projekt Dresden
4. Die Empfehlung der dauerhaften Integration und Förderung des bestehenden Konzeptes in das Ökoprofit-Projekt Dresden durch die Entscheidungsträger der Landeshauptstadt Dresden
5. Ein Konzept für eine Nutzung des integrativen und durch Intermediäre begleiteten Szenarioprozesses unabhängig von einer Beteiligung der Unternehmen an Ökoprofit
6. Entwicklung branchenbezogener Faktenblätter für die gewerbliche Wirtschaft der Modellregion Dresden als Grundlage für wirtschaftspolitische Anpassungsstrategien
7. Sensibilisierung der gewerblichen Wirtschaft für die Auswirkungen des Klimawandels im Allgemeinen und auf ihre Branche bzw. ihr Unternehmen im Speziellen sowie der Notwendigkeit der Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels
Strategische und operative Schlussfolgerungen für regionale Unternehmen
Mit Hilfe der in TP 2.3 entwickelten Szenarien können einerseits unternehmensindividuelle als auch branchenbezogene Strategien im Umgang mit dem Klimawandel und weiterer zukünftiger Wandelerscheinungen (z. B. demografischer Wandel, Technologieentwicklung oder Verfügbarkeit von Ressourcen) entwickelt sowie andererseits konkrete Handlungsoptionen abgeleitet werden. Gerade für kleine und mittelständische Unternehmen gestaltet sich aufgrund von Ressourcenbeschränkungen (z. B. Zeit, methodisches Wissen und finanzielle Mittel) die eigenständige Entwicklung einer Unternehmensstrategie schwierig. Als Lösungsansatz bietet sich eine Unterstützung der Unternehmen beim Prozess der Strategieentwicklung mittels der Durchführung unternehmensübergreifender Workshops an, um gemeinsam geeignete Anpassungsstrategien zu entwickeln. Die dort entwickelten allgemeingültigen Strategien können an die individuellen Unternehmensziele im Anschluss angepasst werden. Für das strategische Thema „Gewerbliche Wirtschaft“ wurde im Rahmen des Integrierten Regionalen Klimaanpassungsprogrammes (IRKAP) ein übergeordnetes Leitbild gemeinsam mit Vertretern der Wirtschaft entwickelt. Dieses kann als Leitfaden für die Entwicklung geeigneter Anpassungsstrategien im Umgang mit dem Klimawandel und anderen Wandelerscheinungen dienen. Des Weiteren gilt es, bei der Entwicklung geeigneter Strategien einen Abgleich mit den Entwicklungsstrategien der Landeshauptstadt Dresden durchzuführen (siehe „DRESDEN 2025 plus“). Hier kann auf bestehende Ansätze aufgebaut werden, vgl. hierzu beispielsweise: www.zukunft-im-mittelstand.de. Die gemeinsam mit Vertretern der Wirtschaft entwickelte Matrix für Strategien zur Anpassung an den Klimawandel kann Unternehmen unterstützen, für sich eine entsprechende Strategie abzuleiten (vgl. Abb. 5).
Strategie „Vermeiden oder Versichern“: Gebäudeneubau oder Gebäudesanierung folgen einer Extremwetter-resistenten Bauweise, um Schäden aus Hochwasserereignissen oder Sturmereignissen vorzubeugen. Alternativ können künftige Schäden versichert werden.
Strategie „Antizipieren“: Zukünftige durchschnittliche Klimaveränderungen können bei heutigen Neubauten bereits berücksichtigt werden, wie z. B. Dachpappe auf Gebäuden, die zunehmende Strahlung und damit eine Erwärmung abhält.
Strategie „Flexibilisieren“: Auf Extremwetterereignisse wie z. B. einer Hitzewelle können Unternehmen durch flexibilisierte Arbeitszeiten reagieren oder bei Eintreten eines Hochwassers kurzfristig ihre Büroeinrichtung in eine andere Etage verlagern.
Strategie „Substituieren“: Bei veränderten Klimabedingungen müssen alternative Rohstoffe eingesetzt werden, wie z. B. Beton, der während der Verarbeitung (Montage) gegenüber höheren Temperaturen resistent ist. Ein anderes Beispiel ist z.B. Saatgut, welches gegenüber geringen Niederschlagsmengen und/ oder höheren Temperaturen resistent ist.
Verantwortlich Technische Universität Dresden Lehrstuhl für Betriebliche Umweltökonomie Prof. Dr. Edeltraud Günther bu@mailbox.tu-dresden.de Ansprechpartner Prof. Dr. Edeltraud Günther bu@mailbox.tu-dresden.de